Warum Lastgangdaten über den Erfolg von PV-Contracting entscheiden
Ohne Lastgangdaten bleibt PV-Dimensionierung ein Ratespiel. Mit ihnen werden Speichergröße, Peak-Shaving und Wirtschaftlichkeit planbar – und das Contracting transparent.
Viele Unternehmen wissen, wie hoch ihr jährlicher Stromverbrauch ist. Was oft fehlt: das zeitliche Muster der Last – der Lastgang. Genau dieser Verlauf entscheidet, ob eine PV-Anlage mit Speicher perfekt zu deinem Betrieb passt oder am Bedarf vorbeiproduziert. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Lastgangdaten die wesentlichen Stellhebel im PV-Contracting präziser machen.
Was sind Lastgangdaten?
Ein Lastgang zeigt, wie sich deine elektrische Leistung über den Tag, die Woche und das Jahr verteilt. Üblich sind 15-Minuten-Werte (Lastgangmessung). Erkennbar werden Grundlast, Spitzenlasten, Schichtwechsel, Wochenenden und saisonale Besonderheiten.
Warum sie so wichtig sind
Passgenaue PV-Größe
Der Lastgang zeigt, wie viel der PV-Erzeugung direkt genutzt werden kann. Ziel ist, mittags nicht dauerhaft Überhänge zu produzieren, die unvergütet ins Netz gehen, und gleichzeitig morgens/abends genug Last mit Speicher zu decken.Richtig dimensionierter Speicher
Speichergröße und Leistungsfähigkeit hängen davon ab, wie breit und hoch deine Lastspitzen sind und wie stark die PV mittags „überschießt“. Ohne Lastgangdaten wird der Speicher leicht zu klein (zu wenig Peak-Shaving) oder zu groß (unwirtschaftlich).Effektives Peak-Shaving
Leistungspreise und Netzentgelte werden oft durch wenige Spitzen geprägt. Lastgänge zeigen, wann und wie lange Spitzen auftreten. Das Energiemanagement kann den Speicher dann gezielt entladen, um diese Kappen zu glätten.Stabiles Messkonzept
Das Zusammenspiel aus PV, Speicher, Verbraucher und Netz erfordert ein abgestimmtes Messkonzept. Lastgangdaten helfen, Zählpunkte und Messstellen so zu planen, dass Abrechnung und Reporting sauber sind.Realistische Wirtschaftlichkeit
Ob Contracting oder Kauf: Wirtschaftlichkeit hängt an Eigenverbrauch, vermiedenen Spitzenlasten und sauberen Betriebsstrategien. Nur mit Lastgangdaten lassen sich belastbare Angebote mit klaren Annahmen erstellen.
Mini-Beispiel
Angenommen, ein Kühlbetrieb hat tagsüber einen relativ konstanten Bedarf mit zwei kurzen Leistungsspitzen.
• PV: 300–400 kWp decken einen Großteil des Tagesbedarfs.
• Speicher: 600–900 kWh verschiebt Mittagsüberschuss in die Randzeiten und glättet Spitzen.
• Ergebnis: höherer Eigenverbrauch am Tag, weniger Leistungsspitzen, planbarere Kosten.
Die konkreten Werte sind projektspezifisch – der Lastgang liefert die Basis.
Woher bekomme ich Lastgangdaten?
• Vom Netzbetreiber oder Messstellenbetreiber (i. d. R. per Portal oder Anfrage).
• Aus dem eigenen Energiemanagementsystem, wenn bereits vorhanden.
• Falls nur Monatswerte existieren: kurzfristige Messkampagnen einplanen.
Welche Qualität ist sinnvoll?
• Auflösung: 15-Minuten-Werte sind Standard und ausreichend für die Auslegung.
• Zeitraum: Ideal sind 12 Monate, mindestens aber repräsentative Wochen inkl. saisonaler Besonderheiten.
• Vollständigkeit: Fehlende Tage kennzeichnen, Ausreißer prüfen.
So nutzen wir Lastgangdaten im Projekt
Potenzialcheck
Wir prüfen Dachflächen und Lastprofil: Wie viel PV passt konstruktiv? Wo liegen die größten Eigenverbrauchsfenster?Simulation
PV-Erzeugung (jahres- und tageszeitlich) wird gegen den Lastgang gelegt. Wir testen Speichervarianten und Strategien (Eigenverbrauchsmaximierung, Peak-Shaving, Backup-Anteile).Messkonzept & EMS
Aus dem Profil leiten wir Messpunkte, Zählerarchitektur und EMS-Regeln ab: Ladestrategien, Grenzwerte, Prioritäten.Angebot & SLA
Wir vereinbaren transparenten Arbeitspreis, Serviceumfang und Reporting-Kennzahlen (z. B. Verfügbarkeit, Eigenverbrauchsquote, Peak-Shaving-Ziele).Betrieb & Optimierung
Im Monitoring vergleichen wir Ist-Werte mit der Simulation. Verändert sich der Betrieb (z. B. neue Maschine, Schichtmodell), passen wir Strategien an.
Checkliste für Unternehmen
• Lastgang in 15-Minuten-Auflösung (12 Monate) bereitstellen
• Hinweise zu Betriebszeiten, Sonderschichten, geplanten Änderungen
• Dachdaten: Statik, Flächen, Belegungen, Brandschutzvorgaben
• Wünsche: Fokus auf Kostenstabilität, CO₂-Wirkung, Peak-Shaving oder Resilienz
• Schnittstellen: bestehende Zähler/EMS, interne IT-Vorgaben